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Patriarchat bleibt bei Eisenbahnbrücke

Patriarchat bleibt bei Eisenbahnbrücke

Unsere Brücke ist weiblich!

Im Stadtgebiet von Linz gibt es 1.152 Straßennamen und nur 4% davon sind nach Frauen benannt. 2021 wird in Linz die neue Donaubrücke eröffnet und FIFTITU% forderte mit einer Kampagne die Brücke nach einer Frau* zu benennen.
Zum Beispiel der ersten österreichischen Frauenministerin und Brückenbauerin Johanna Dohnal: „Die Dohnal Brücke“ für ein gleichberechtigtes Miteinander

Die Grünen haben den Vorschlag von FIFTITU% aufgegriffen und einen Antrag im Gemeinderat gestellt, die Brücke nach einer Frau zu benennen.

Passende Kandidatinnen gibt es nämlich genug z. B. Anna Gröblinger, die bekannte Widerstandskämpferin und frauenpolitischen Aktivistin. Für ihre Verdienste um die Befreiung Österreichs im antifaschistischen Widerstand wurde sie mit dem Ehrenzeichen der Republik ausgezeichnet.
Die neue Donaubrücke könnte auch nach Ute Bock benannt werden, einer überzeugten Humanistin und Ikone der Zivilcourage. Die gebürtige Linzerin lebte Menschlichkeit oft auch auf eigene Kosten und war eine Brückenbauerin parexcellence.
Oder nach Eugenie Kain, der bekannten Autorin und wirklichkeitsnahen Geschichtenerzählerin. Die vor zehn Jahren verstorbene Linzer Schriftstellerin verstand es, den Mensch in den Mittelpunkt ihrer sozialrealistischen Literatur zu rücken. Linz und die Donau finden als zentrale Motive ebenfalls eine bedeutende Rolle in ihren Werken. 

Patriarchat bleibt bei Eisenbahnbrücke

Die Eisenbahnbrücke war ein architektonisch wertvolles Bauwerk, das 1900! eröffnet wurde. 2016, nachdem knapp 70% der Linzer*innen für eine neue Donauquerung stimmten, wurde die Brücke abgerissen.
Warum die an gleicher Stelle neu errichtete Brücke nun wie ihre Vorgängerin heißen soll ist unverständlich, denn weder gibt es eine architektonische Anlehnung an die alte Bauweise, noch quert eine Eisenbahn darauf die Donau.
Offensichtlich ist hingegen, dass sich der Großteil der lokalen Stadtpolitik vor einer Benennung dieser neuen Brücke nach einer Frauenpersönlichkeit fürchtet:
Personennamen von Frauen* werden gegenüber der Öffentlichkeit sogar als „problematisch“ ausgemacht, würden sie ja nur einen „bestimmten Teil“ unserer Gesellschaft abbilden.
Mozart, Stifter, Goethe, Bruckner, Gruber, Rudolf und weitere 504 (!) Straßen sind in Linz nach Männern* benannt. Dazu gesellen sich noch unzählige Gebäude und Statuen.
Dem gegenüber stehen 5% an Straßen die einen Frauennamen tragen - vornehmlich aber außerhalb der Linzer Innenstadt.
Mit der neuen Brücke hätte es endlich die perfekte Möglichkeit gegeben ein wichtiges Bauwerk in Linz nach einer Frau* zu benennen und Haltung zu zeigen. Aber stattdessen ist die Mehrheit der politisch Verantwortlichen wieder einmal eingeknickt.

Übrigens: Wir schreiben Linz 2021.

Kulturpolitisch