Verborgene Frauen
Veranstaltungsreihe März 2004
Künstlerisches Schaffen von Frauen unter männlichem Pseudonym
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "echtfalsch" stellte FIFTITU% Frauen aus Literatur, Musik, Bildender Kunst und Wissenschaft vor, die unter einem männlichen Pseudonym gearbeitet haben bzw. immer noch arbeiten.
Unter dem Titel "Verborgene Frauen" wurden Lebensläufe und Arbeiten dieser Künstlerinnen präsentiert, deren Werke unter einem männlichen Pseudonym veröffentlicht oder gar von Brüdern, Ehemännern und falschen Freunden vereinnahmt wurden.
Gründe für Künstlerinnen zu einem männlichen Pseudonym zu greifen, waren und sind z. B. bessere Voraussetzungen für Honorarverhandlungen, gesteigerte Chancen bei Ausschreibungen und in früheren Zeiten überhaupt die
Möglichkeit eigene Arbeiten in der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Manchen Frauen in Frankreich und England gelang es, unter ihrem Pseudonym einen legendären Ruf zu erlangen (z.B. George Sand, George Eliot), wenn auch ihre wahren Namen heute kaum bekannt sind.
Das Ende 19. / Beginn 20. Jh. war eine Zeit großen literarischen Schaffens im deutschsprachigen Sprachraum. Unterschiedlichste Motive haben eine wachsende Anzahl von Schriftstellerinnen dazu bewogen, zunächst aber auch beständig für ihre Arbeit ein männliches Pseudonym zu verwenden.
Bekanntestes Motiv war die Auflehnung gegen die Frauenrolle, die sich beispielsweise darin äußerte, einen beliebigen Männernamen anzunehmen, z.B. Emilie Mataja = Emil Marriot, aber auch Namen von männlichen Vorbildern, denen es sich nachzueifern lohnte, wie Bertha Eckstein-Diéner = Sir Galahad. Beide gebrauchten Zeit ihres literarischen Verfassens sehr bewusst ein Pseudonym.
Auch kaufmännisches Kalkül, als (männlicher) Schriftsteller mehr - bzw. in diesem Genre überhaupt - Geld verdienen zu können, spielte eine Rolle. Die Angst vor negativer Kritik war oft Motor für die Verwendung eines Pseudonyms. Ein Beispiel dafür war Bertha von Suttner, die das Pseudonym - Jemand - nur in ihrer ersten Veröffentlichung verwendete und nach weiteren Veröffentlichungen weltberühmt wurde.
Verborgene Frauen I (Vortrag-Vernissage-Ausstellung):
Wäre Lucile-Aurore Dupin wohl so bekannt geworden wie George Sand?
Biografien von Künstlerinnen, die unter männlichem Pseudonym gearbeitet haben.
Vernissage: 12. März 04, 19:00h, Altes Rathaus, Hauptplatz 1, 4020 Linz;
Vortrag Dr.in Lisa Fischer, 18.30h: »Deckname männlich - Produkt weiblich. Künstlerinnen und die Funktion männlicher Pseudonyme – eine unendliche Geschichte?«
Ausstellungsdauer 12.3.04 bis 26.3.04
Verborgene Frauen II (Musik-Literatur):
»Wer war Sir Galahad?« Musikalisches und literarisches Schaffen von Frauen unter einem männlichen Pseudonym;
19. März 04, 19.30 Uhr, Brucknerhaus Linz, Mittlerer Saal, Untere Donaulände 7, 4010 Linz
Zu hören sind Texte u.a. von
- Bertha Eckstein-Diener - Pseudonym Sir Galahad
- Emilie Mataja - Pseudonyme Emil Marriot, Hugo Valentin
- Maria Janitschek - Pseudonym Marius Stein Rezitation: Eike Baum
Sowie Kompositionen von
- Silvia Sommer - Pseudonym Philipp Moro, lebt in Niederösterreich
- Nancy van de Vate - Pseudonym William Huntley, lebt in Wien
- Rebecca Clarke - Pseudonym Anthony Trent, (1886-1979)
- Mary Dickenson-Auner - Pseudonym Frank Donell,(1880-1965)
Die Kompositionen werden von einem Musikerinnen – Ensemble interpretiert:
- Andrea Stumbauer - Sopran
- Christine Mayr - Violine
- Regine Tittgen-Fuchs - Klavier
- Daniela Ivanova - Bratsche (Frauenkunstpreisträgerin/Sparte Musik 2003)
- Donka Angatschewa – Klavier